Ich stehe vor
meinem Bücherregal. Heute ist wieder einer dieser Tage.
Unschlüssig
stecke ich meine Nase zwischen die Seiten. Keine der Stimmen, die ich
vernehme, kann mich locken. Kein Ton trifft das Gefühl, was mir die
Seiten geben sollen. Ich habe seit einigen Wochen nichts mehr gelesen
und die angefangenen Bücher stehen mutlos Rücken an Rücken. Aber
sie sind nicht das Richtige für heute. Heute passt es mit uns
einfach nicht. An solchen Tagen greife ich immer, wirklich immer, zu
demselben Buch. Aus Heimweh vielleicht. Weil ich mich noch gut an die
Gefühle erinnern kann, die es damals als Kind in mir ausgelöst hat.
Als literarischer Sessel, in den ich mich mit einer dicken Decke
kuscheln kann. Keine ungewisse, sondern eine allzu vertraute
Geschichte, die mir mit ihren Seiten ein kleines Haus baut. Eins aus
Decken und Kissen, in dem ich mich verkriechen kann. Meine imaginäre
Tasse Kakao für die Seele. Mein Anker. Und irgendwie auch mein Zuhause. Leise raunt es mir die Geschichte zu, hüllt mich mit Buchstaben ein. Ich muss gar nicht Wort für Wort lesen, um direkt wieder an der Seite des Helden zu stehen. Es reicht schon das Gefühl des Buches in meiner Hand und ein paar flüchtige Wortfetzen, den Rest der Geschichte habe ich eh im Herzen und dahin sollte es mich zurückführen. An solchen Tagen, wenn der Kopf so schwer auf den Rumpf drückt und man Probleme hat bei den ganzen Gedankenwolken sein Herz wiederzufinden, dann singt mir mein Buch ganz stetig und leise meine Melodie und ich fühle, wie sich wieder alles an seinen Platz fügt und mein Herz ganz ruhigt im Takt der Musik schlägt.
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